Case Study

Theaterprovisorium St. Gallen – mehr als eine Notlösung

Der Kanton St. Gallen saniert sein 52-jähriges Theater. Damit der Spielbetrieb während der zweijährigen Renovationsphase möglich bleibt, entsteht ein Provisorium namens «UM!BAU». Ab Ende Oktober 2020 empfängt der «UM!BAU» bis zu 500 Zuschauer und Zuschauerinnen. Die Holzbauspezialistin Blumer-Lehmann AG realisiert den Bau als Totalunternehmerin. 430 m3 Tannen- und Fichtenholz, davon stammen 50 – 60 % aus der Schweiz, machen den Bau aus. Die Dämmung ist ebenfalls einheimisch – in den Holzelementen steckt Schweizer Glaswolle von ISOVER.

Die Bauherrschaft hat sich viel vorgenommen: In nur 14 Wochen entstehen Bühne, Orchestergraben, Foyer, Galerie sowie Lager- und Aufenthaltsräume. Der «UM!BAU» befindet sich im Unteren Brühl direkt vor der Tonhalle und somit mitten in der Stadt St. Gallen. Während den Spielsaisons 2020 bis 2022 können Theaterliebende die Vorstellungen im stufenweise ansteigenden Zuschauerraum in bequemen Polster-Klappsesseln geniessen. Nebst dem Schauspiel auf der Bühne verzaubert das Theater die Besuchenden mit viel Holz. Innen prägen hauptsächlich Fichten- und Tannenholz das Gebäude. Das Dach und die Fassaden aus Profilblech lassen dies auf den ersten Blick nicht erahnen. Gar nicht ersichtlich und trotzdem nicht wegzudenken sind 850 m3 Dämmplatten vom Waadtländer Hersteller ISOVER. Sie stellen sicher, dass die Brand-, Schall- und Wärmeauflagen für das Theatergebäude eingehalten werden. Das Dämmmaterial ist in vorgefertigten Ständern verlegt. Ein Kran positioniert diese Elemente unkompliziert im 50 Meter langen und 26 Meter breiten Gebäude.

Ja zur Sanierung
Das Theater St. Gallen vereint Schauspiel, Tanz und Musiktheater. Damit ist das Dreispartenhaus eine Einzigartigkeit in der Region Ostschweiz und Bodensee. Der Vorhang geht jährlich für rund 470 Veranstaltungen auf. Über 120 Mitarbeitenden begeistern jährlich mehr als 150'000 Besucher und Besucherinnen in dem 1968 erbauten Paillard-Bau. Im März 2018 willigten die St. Galler Stimmbürger und Stimmbürgerinnen ein, das Theater zu sanieren und technisch auf den neusten Stand bringen zu lassen. Etwas mehr als ein Jahr später erhielt das Provisorium die Baubewilligung. Der Name «UM!BAU» stellt eine stimmige Verbindung zwischen Bauen und Umbauen her - denjenigen Welten, die bei der Sanierung des Theaters aufeinander treffen. Auch im Theater geht ohne Umbau nichts.

Faszination Holz
Das Gossauer Holzbauunternehmen Blumer Lehmann orchestriert von den ersten Plänen bis zur letzten Schraube den ganzen Entstehungsprozess vom «UM!BAU». Durch zahlreiche Free-Form-Bauten wie beispielsweise die Moschee in Cambridge, das Golfclubhaus in Südkorea oder die Pavillons am Flughafen in Oslo geniesst der Familienbetrieb internationale Bekanntheit. Auch in der Schweiz ist ihre Expertise gefragt: Sie setzten unter anderem den Erweiterungsbau für das Théâtre die Vidy in Lausanne und kürzlich den neuen Hauptsitz der Swatch Group in Biel um. «Es ist immer wieder schön, ein Projekt in der Heimat zu realisieren», so der Holzbau-Projektleiter des Theaterprovisoriums Michael Studerus über den Bau vor ihrer Haustür. Ebenfalls schön sei es, einheimische Produkte zu verwenden. So beispielsweise die Schweizer Glaswolle aus Lucens.
Holz ist nicht nur ein sinnlicher Werkstoff mit herausragenden technischen Eigenschaften wie beispielsweise einer tiefen Wärmeleitfähigkeit, sondern auch ressourceneffizient und ökologisch. Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Grundsatz des Tradition-unternehmens Blumer Lehmann: Aus dem Restholz entstehen verschiedene Produkte wie Pellets, Briketts oder Kleintiereinstreu. Alles was nicht verwertet werden kann, wird im eigenen Kraftwerk in Energie umgewandelt. Die Nachhaltigkeit der Produkte ist auch ein zentraler Grund, warum die renommierten Holzbauer die Dämmprodukte der Waadtländer Firma als ihre Standardprodukte verwenden.

Blick hinter die Kulissen
Besuchende können im «UM!BAU» während 29 Monaten Klängen und Texten lauschen. Danach muss das Gebäude vor der Tonhalle wieder weg. «Alles ist auf Einfachheit ausgelegt und auf das Minimum begrenzt. Trotzdem müssen wir hohe Anforderungen an Brand- und Schallschutz erfüllen», fasst Michael Studerus die Eigenheiten des Provisoriums zusammen. Einfache und pragmatische Konstruktionen sind gefragt: Die Wände werden im Erlenhof beim Holzbauunternehmen vorgefertigt und vor Ort direkt verbaut. Die 460 Elemente bestehen aus Fichten- und Tannenholz, Gipsfaserplatten und ISOVER UNIROLL 035. Eine Bridge transportiert bis zu 20 Elemente auf einmal nach St. Gallen, wo sie mit dem Kran positioniert und von den Holzbauern montiert werden.
Ein weiteres Merkmal des Baus ist, dass die gesamte Tragekonstruktion des Holzbaus sichtbar ist. Der Projektleiter erklärt: «Es ist eine sehr ehrliche Konstruktion und wurde in einer möglichst einfachen Art entworfen.»

Schweizer Holz und Schweizer Glaswolle = eine ideale Kombination
Der «UM!BAU» muss trotz seines temporären Charakters hohe Standards bezüglich Brand-, Schall- und Wärmeauflagen erfüllen. Dazu verwendet Blumer Lehman die Glaswolle ISOVER UNIROLL 035 PR in verschiedenen Dicken. Das Advanced-Produkt verfügt über eine Wärmeleitfähigkeit von 0.035 W/mK. Sämtliche Produkte entsprechen der Brandverhaltensgruppe RF1 und sind damit in der besten Brandverhaltensgruppe eingestuft. Auch die akustischen Anforderungen sind kein Problem für die ISOVER-Produkte: Sie erfüllen den längenbezogenen Strömungswiderstand r von mindestens 5 (kPa s/m2) mühelos. Die Glaswolle besteht aus 80% recyceltem Altglas. UNIROLL wird – wie alle für die Innendämmung benützten Dämmstoffe aus Lucens – mit einem pflanzlichen Bindemittel hergestellt. Damit komplettieren die Produkte den Bau in seiner Nachhaltigkeit und stehen der Ökologie des Holzes in nichts nach.