Case Study

Der Schmetterling am ehemaligen Rebberg

Der Neubau des Alterszentrums «Trotte» in Zürich Wipkingen verbindet spektakuläre Architektur mit funktionalen Innenraumkonzepten. Ins Auge sticht vor allem die Fassade mit ihren 42 Kanten, die hohe Anforderungen an die Fassadenbauer stellte. Mit dem Minergie-P-Eco-Standard erfüllt das imposante Gebäude hohe Qualitätsansprüche an die Energieeffizienz. Dabei helfen auch die Produkte der Saint-Gobain ISOVER AG und der Saint-Gobain Weber AG. Immobilien Stadt Zürich investiert als Bauherrin insgesamt rund 62 Millionen Franken. 

Fast drei Jahre mussten die Bewohnerinnen und Bewohner des Alterszentrums «Trotte» in Zürich-Wipkingen auf ein provisorisches zu Hause beim Stadtspital Triemli ausweichen. Ende 2015 verliessen sie ihr bisheriges Zuhause zwischen Nord- und Trottenstrasse. Es wich zwischen 2015 und 2018 einem Neubau. Dieser verfügt über gut 90 grosszügige, modern eingerichtete Einzimmer-Appartements mit eigenen Nasszellen. Auch behindertengerechte Nasszellen gehören jetzt zum Inventar – etwas, was im alten Gebäude aus den frühen 1960er Jahren fehlte. Jedes Zimmer hat raumhohe Fenster mit Absturzsicherungen. Gemeinschaftsräume, ein grosszügiges Restaurant im Erdgeschoss und ein öffentlicher Park machen das Alterszentrum zur attraktiven Begegnungszone im Quartier.

Hohe Ansprüche am historischen Standort
 
Die Trotte ist eines der ältesten von fast 30 Alterszentren in der Stadt Zürich. Die Bauherrin, Immobilien Stadt Zürich, entschied sich nach eingehenden Machbarkeitsabklärungen für einen Neubau und gegen eine Sanierung, die fast gleich teuer gewesen wäre. Man entschied sich zudem für die Vorgabe hoher ökologischer Nachhaltigkeitskriterien. Der Bau erfüllt den Minergie-Standard P ECO. Die Stimmberechtigten haben 2010 einen Baukredit von 62 Millionen Franken genehmigt. Verschiedene Rekurse von Anwohnern sorgten danach für Verzögerungen. Am historischen Standort mit der heute als Wohnhaus genutzten denkmalgeschützten «Alten Trotte» spielt das Orts- und Landschaftsbild zudem eine besonders wichtige Rolle. Bauherrin und Architekt konnten ihr Projekt jedoch so optimieren, dass es letztlich auch für die Anowhnerinnen und Anwohner akzeptabel war. 2013 lag die endgültige Baubewilligung vor.

Hinterlüftete Fassade mit 42 Kanten
 
Wer sich dem Bau nähert, merkt rasch: Das ist kein gewöhnliches Gebäude. Fast wie eine Handorgel ragt die Fassade an der Ost- und der Westseite in die Höhe. Der Grundriss des kompakten Gebäudes gleicht einem Schmetterling. Für Andi Koch, Bauführer Hinterlüftete Fassaden beim ausführenden Fassadenbauer Robert Spleiss AG und sein Team war deshalb schon die Planung eine Herausforderung. „Die Fassade hat 42 Kanten und die Winkel sind überall verschieden“, so Koch. Für die Monteure hiess dies: Millimeterarbeit mit Geometer und Bleistift. „Was normalerweise mit dem Laser geht, war hier nicht möglich“, so Koch. Erschwerend kam hinzu, dass vor den raumhohen Fenstern Absturzsicherungen ins Mauerwerk verankert werden mussten, bevor die Fassadenkonstruktion angebracht werden konnte. Nicht weniger komplex war die Konstruktion des Dachs. Fünf verschiedene Flächen, wiederum alle unterschiedlich steil, mussten Koch und sein Team mit Foamglas und Keramikbekleidung ausstatten.

Zweilagig gedämmt
 
Die gut 28-Meter hohe hinterlüftete Fassade basiert auf einer Aluminium-Unterkonstruktion mit GFK-Konsolen. Die aus glasfaserverstärktem Kunststoff gefertigten Bauteile sorgen für eine wärmebrückenfreie Konstruktion. Pro Stockwerk ist eine stabilisierende Reihe aus Chrom-Nickel-Stahl eingelassen. Danach folgen zwei Lagen Glaswolle-Dämmung und die Fassadenplatten, die wiederum an die Aluminium-Unterkonstruktion angeschraubt sind. Insgesamt umfasst die Fassadenfläche der «Trotte» 2250m2. Mit der zweilagigen Glaswolle-Dämmung ergibt das 5500m2, die Andi Koch und sein Team verarbeitet haben. Dafür investierten sie rund 2000 Arbeitsstunden. Für beide Lagen kamen 160 Millimeter dicke PB F 032 Dämmplatten mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,032 [W/(mK)] von Saint-Gobain ISOVER AG zum Einsatz. Die äussere der beiden Lagen wurde mit einem schwarzen Vlies ausgestattet – zum besseren Schutz während und nach der Montage. Die MARMOtec Putzträgerplatten von Saint-Gobain Weber AG und zuletzt Keramikplatten ganz aussen schliessen die Fassadenkonstruktion ab.

Umweltfreundliche Bauweise
 
Wie die ISOVER-Dämmplatten ist auch das MARMOtec-System ein ökologisches Produkt aus Recyclingglas. Es wird aus Blähglasgranulat hergestellt, das in einem Blähofen gefertigt wird. Nicht nur in der Herstellung des Materials spielt der Umweltaspekt eine Rolle, auch während der Bauarbeiten geht er nicht vergessen. Reste, die beim Zuschneiden des Glaswolledämmstoffs entstehen, werden in vorbereitete Säcke verpackt und an ISOVER zurückgeschickt. Im Waadtländischen Lucens entsteht daraus im Ofen wieder neuer Dämmstoff – ohne jeglichen Qualitätsverlust.
 
Die Umweltfreundlichkeit war laut Fassadenbauer Andi Koch denn auch eines der Argumente für die Wahl des Dämmmaterials. Daneben spielten insbesondere der hohe Qualitätsstandard im Bereich Feuchteschutz, das leichte Gewicht und der Montagekomfort eine Rolle. Dämm- und Putzträgerplatten lassen sich ganz einfach zuschneiden und verlegen. Die komplexe Fassadenstruktur verlangte zudem eine intensive Zusammenarbeit zwischen Fassadenbauer und Baustoff-Lieferant. Diese hat laut Andi Koch optimal geklappt: „Der Kundenbetreuer ist auf unsere Wünsche eingegangen und hat sichergestellt, dass wir die richtigen Produkte für die komplexen Anforderungen bekommen“.
 
Komfort für aktive Rentner
 
Mit optimal gedämmter Gebäudehülle und moderner Gebäudetechnik erfüllt der vorbildliche Bau höchste Standards in Sachen Energieeffizienz. Damit leistet die Stadt Zürich einen Beitrag zu ihren eigenen Zielen im Zusammenhang mit der 2000-Watt-Gesellschaft. Die Bewohnerinnen und Mitarbeitende erleben im Neubau funktionale Innenraumkonzepte, gepflegte Zimmer und exzellentes Raumklima. Einem aktiven Rentnerleben mitten in der Stadt Zürich steht also nichts mehr im Weg. Als Zückerchen winkt ein spektakulärer Blick auf die Stadt Zürich.